30.11.2025

ukraine.saxony.tech Business Days 2025

Ein Rückblick

3.-5. November 2025 (Dresden, Mittweida, Leipzig, Chemnitz, Großweitzschen, Zwickau)

Picture: © WFS

ukraine.saxony.tech 2025 – Closer than we think 🇺🇦🇩🇪🤝🇪🇺⚙️ Nur 574 Kilometer liegen zwischen der Ukraine und Deutschland – mit Sachsen als nächstgelegenem Bundesland. Technologisch und im Mindset fühlt sich diese Distanz noch deutlich kürzer an.


Mehr als zwanzig ukrainische Unternehmer-/innen und Ingenieure – von Software und künstlicher Intelligenz bis Industrieproduktion und Mikroelektronik – kamen im November 2025 nach Sachsen, um Kooperationsmöglichkeiten mit sächsischen Tech-Unternehmen zu erarbeiten.


Die ukraine.saxony.tech Business Days 2025 waren als geschlossenes Format gestaltet, um technische Gespräche ohne kommunikative Barrieren in einem geschützten Rahmen zu ermöglichen. Insgesamt traf die Delegation fast fünfzig sächsische Unternehmen aus Industrie, Technologie und angewandter Forschung.


Ein SAXONY!visit Programm


Gigahertz Ventures GmbH organisierte das Programm gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung Sachsen. Die Maßnahme war Teil von SAXONY!visit und wurde vom Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz (SMWA) finanziert (Förderhinweis). Das Konzept für ukraine.saxony.tech 2025 wurde bereits 2024 von uns initiiert, gemeinsam mit SAXONY!visit entwickelt und anschließend gemeinsam umgesetzt. Unterstützt wurde die Vorbereitung des Programmes von Ukraine Desk.


Industrielle Anschlussfähigkeit – Schwerpunkt auf Factory Floors

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Der Austausch fand sowohl in Besprechungsräumen als auch direkt auf Factory Floors statt: Werkhallen, automatisierte Linien, Montage- und Prüfzonen, produktionsnahe Logistikbereiche und technische Laborumgebungen. Der Fokus lag auf realen Abläufen, Prozessfenstern, Toleranzen und Skalierbarkeit – dort, wo industrielle Entscheidungen tatsächlich entstehen.


Die ukrainische Tech-Industrie arbeitet mit hoher Geschwindigkeit, kurzen Entwicklungszyklen und ausgeprägter Prototyping-Praxis. Diese Eigenschaften ergänzen die sächsische industrielle Tiefe in Präzision, Qualitätsstandards und skalierbaren Fertigungsstrukturen. Die operative Passfähigkeit zwischen beiden Systemen zeigte sich deutlich.


Workshops in Mittweida – Co-Innovation, Co-Produktion, Digitalisierung

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Im Anschluss an die Unternehmensbesuche fanden Workshops in der Werkbank 32 in Mittweida statt, durchgeführt mit Unterstützung der Hochschule Mittweida. Der Standort verbindet angewandte Forschung, industrienahe Infrastruktur und junge Technologieunternehmen.


Die drei Module behandelten:


  • Co-Produktion und gemeinsame industrielle Entwicklung
  • Digitalisierung und Fertigungsprozesse
  • Forschung und Technologievalidierung


Diskutiert wurden elektronische und mechanische Komponenten, verfügbare Fertigungskapazitäten, Skalierungslogik und Prozessintegration entlang industrieller Standards. Der Fokus lag auf realistischen, zeitnah umsetzbaren technischen Kooperationen. Ein besonderes Highlight des Abends war eine herzliche Begrüßung der Gäste in ukrainischer Sprache durch Herrn Prof. Tolkmitt, Rektor der Hochschule Mittweida.


Deep Tech Made in Saxony – Carbon Capture und Hochleistungslaser

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Neben etablierten sächsischen Technologieunternehmen besuchte die Delegation zwei sächsische Deep-Tech-Startups:


  • enadyne (Leipzig): plasmabasiertes Carbon-Capture-Umwandlungsverfahren und CO2-Recycling-Technologie; Einblicke in Laboraufbau, Systemarchitektur und Scale-up-Herausforderungen.
  • Antacon (Mittweida): hochintensive Lasersysteme; Schwerpunkte waren Optikdesign, Materialverhalten, Präzisionsanforderungen und industrielle Einsatzlogik.


Diese Besuche ergänzten die Eindrücke aus den klassischen Produktionsumgebungen um Beispiele für echtes Deep Tech als Ausgründungen aus der säschischen Forschungslandschaft.


AkkumulatorenCampus und VW-Werk Zwickau – Produktions- und Logistiklogik

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Ein Teil der Delegation erhielt am AkkumulatorenCampus Zwickau und im VW-Werk Zwickau Einblicke in produktions- und logistiknahe Bereiche rund um Batteriemodule, automatisierte Linien, Materialfluss, Qualitätssicherung und industrielle Skalierungsanforderungen.


Diskutiert wurden Prozessfenster, Reifegrade und Integrationslogiken, die für ukrainische Hardware-Teams unmittelbar relevant sind.


hub:disrupt – Zugang zu Automatisierungs- und Digitalunternehmen

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Am dritten Tag traf die Delegation bei der hub:disrupt: Das Tech-Festival für Co-Innovation in Dresden in der Dresdner Volkswagen Gläsernen Manufaktur Unternehmen aus den Bereichen Automatisierung, digitale Produktionstechnologie und Energieinfrastruktur.


Maksym Riznychenko (ECOFACTOR) hielt eine Präsentation, in der er exemplarisch darstellte, wie Energie- und Infrastrukturtechnologien unter Kriegsbedingungen skaliert und in E-Mobility-Kontexte übertragen werden können.


Die Veranstaltung, organisiert vom Smart Systems Hub, bot einen präzisen Überblick über regionale Kompetenzen. Als Einstieg gab es auch einen Rundgang und Vorstellungen zu ersten ausgewählten Kontakten.


Austausch mit sächsischen Start-ups im Dresdner YETI HQ

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Ein Programmpunkt war ein gemeinsames Abendformat im Headquarter von YETI Dresden. Die ukrainischen Teilnehmer trafen dort auf Gründerinnen und Gründer sowie Teams aus dem Dresdner und sächsischen Start-up-Umfeld.


Im Mittelpunkt stand der direkte Austausch zu Technologieansätzen, Marktlogiken, Skalierungsfragen und operativen Erfahrungen – einschließlich der besonderen Bedingungen, unter denen Start-ups in der Ukraine derzeit arbeiten.


An dem Abend nahmen auch Start-ups aus Leipzig (YETI Leipzig) teil, deren Gründer als Jugendliche infolge des Krieges mit ihren Familien in Sachsen Aufnahme gefunden hatten.


Kulturelle und regionale Eindrücke

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Was wäre ein Besuch in Sachsen ohne Einblicke in den kulturellen und landschaftlichen Reichtum des Freistaates? Trotz der dichten Agenda blieb Raum für kurze Besuche in der Dresdner Altstadt, am Schloss Moritzburg bei Dresden und im Besucherzentrum der Chemnitz 2025: Kulturhauptstadt Europas.


Kontext – strukturelle Einordnung

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Seit 2022 war die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen Sachsen und der Ukraine aufgrund des Krieges zunächst stark eingeschränkt. Gleichzeitig entstanden sofort neue Formen praktischer Kooperation – im humanitären Bereich, bei Energie- und medizinischer Infrastruktur und in technischen Notfallthemen.


Trotz der weiterhin herausfordernden Lage entwickelt sich nun auch darüber hinaus wieder Zusammenarbeit, getragen von den Perspektiven des Wiederaufbaus und dem EU-Beitrittsprozess der Ukraine.


Sachsen verfügt über dichte Cluster in Mikroelektronik, Maschinenbau, Automotive/E-Mobility und angewandter Forschung. Dieses Umfeld trifft auf ein ukrainisches Technologieökosystem, das durch Geschwindigkeit, kurze Entwicklungszyklen und hohe Prototyping-Fähigkeiten geprägt ist. Die operative Passfähigkeit zeigte sich vor allem auf den Factory Floors.



Zusammenfassung – zentrale Beobachtungen

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Die drei Tage machten mehrere Punkte klar erkennbar:


  • Ukrainische Agilität in IT, Prototyping und Produktion trifft auf sächsische und deutsche Präzision – echte industrielle Deep Tech, nicht ihre inflationäre Deutung.
  • Ergebnisorientierung der ukrainischen Teams beschleunigt Kooperationen; sächsische Strukturen bieten Qualitäts- und Skalierungsrahmen.
  • Vertrauen und direkte Interaktion erwiesen sich als relevanter als formale Frameworks oder organisatorische Architektur.


ukraine.saxony.tech 2025 war nach "Smart Water Ukraine" im Juni 2024 und „Deep Dive Ukraine & Germany: Automotive & Tech“ im Juli 2025 das dritte von uns (in den beiden vorgenannten Fällen durch unsere Ausgründung ua.ventures / Ukraimpulse) initiierte und wesentlich organisierte Industrieformat im Kontext Ukraine, ergänzt durch mehrere Formate in der Ukraine seit 2023.


Дякую und Danke 🇺🇦🤝🙏🇩🇪


Wir danken allen teilnehmenden ukrainischen und sächsischen Partnern für die Offenheit, die technischen Gespräche und das konkrete Interesse an Zusammenarbeit.


Wir danken den folgenden sächsischen Unternehmen für den direkten Zugang zu ihren Produktions- und Entwicklungsumgebungen: Auman Limbach-Oberfrohna GmbH, Antacon GmbH Mittweida, Enadyne GmbH Leipzig, IMM electronics GmbH Mittweida, LZS Leichtbau Zentrum Sachsen GmbH Dresden, LiCoMo GmbH Großweitzschen, Mikromat GmbH Dresden, NILES - SIMMONS Chemnitz, SUPRATIX GmbH Dresden, Volkswagen Werk Zwickau, Wandelbots GmbH Dresden.


Bedanken möchten wir uns auch bei der WFS, die sich koordinierend und inhaltlich sehr stark eingebracht hat und die Umsetzung des Programmes über das SAXONY!visit Projekt ermöglichte.


Weiterhin danken wir der Hochschule Mittweida, YETI HQ Dresden, dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadtverwaltung Zwickau, dem AMZ – Netzwerk Automobilzulieferer Sachsen, dem Ukraine Desk sowie der AHK Ukraine für die konstruktive Zusammenarbeit.


Warum wir das als Business Angels tun

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Seit dem Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 unterstützt Gigahertz Ventures aktiv die Ukraine.


Auf die humanitären Projekte „Busse voller Hoffnung“ und "Busse für Butscha" im Jahr 2022 folgten ab 2023 Initiativen zur Entwicklung von Innovationsökosystemen sowie industrieorientierte Austauschformate zwischen ukrainischen und deutschen Technologieunternehmen und Startups.


Seit 2025 ist Gigahertz Ventures Gesellschafter der ua.ventures elevated GmbH, die deutsches Frühphasenkapital für ukrainische Gründer zugänglich machen soll. Unsere Ziele sind dabei:


  • industriellen und technologischen Nutzen zu erzeugen, der unmittelbare Relevanz für beide Seiten hat,
  • Netzwerke zusammenzuführen, die ohne aktive Vermittlung nicht zueinanderfinden würden,
  • operative und technische Einblicke zu gewinnen, um fundierte Investmententscheidungen treffen zu können,
  • konkrete Investitionsmöglichkeiten in der Schnittmenge von ukrainischer Geschwindigkeit und deutscher Industriepräzision zu identifizieren,
  • und Unternehmen beidseitig klare industrielle Anschlussfähigkeit zu eröffnen – technisch, organisatorisch und finanziell.


Unternehmen, die an zukünftigen Formaten interessiert sind oder gemeinsam mit uns in der Ukraine investieren oder aktiv werden wollen, können sich jederzeit an uns wenden.


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Förderhinweis

Diese Maßnahme wurde mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes. Auftraggeber ist in diesem Zusammenhang das Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Klimaschutz, welches das Projekt finanziert.